Meine Ferien führten mich nach Schottland, genauer gesagt auf die Insel Skye im Westen. Etwas weiter westlich sind dann die Hebriden, wohin ich jedoch nicht gereist bin. Denn dazu müsste man von Skye aus 2 h mit der Fähre reisen. Nur auf den Hebriden darf der bekannte Wollstoff „Haris-Tweed“ hergestellt werden und muss dazu verschiedene Anforderungen erfüllen.
Auf der schönen Insel Skye, was „Insel des Nebels“ bedeutet, sind wir vor allem gewandert, aber ich habe auch zwei Webereien besucht. Total gibt es drei, wobei alles Kleinbetriebe sind und nur Hand – oder dann wie beim Harris-Tweed mit Pedalen („Veloantrieb“) weben. Zwei Webereien kann man besuchen und bei der Arbeit zuschauen.
Pedalweben bei den Skyeweavers
Als erstes besuchte ich Andrea Holden von den Skyweavers. Andrea kommt ursprünglich aus Deutschland aber Arbeit und die Liebe haben sie vor vielen Jahren nach Schottland gebracht. Es kam mit zugute, dass sie deutsch spricht. Hier betreiben Sie und Ihr Mann Roger zusammen mit Angestellten den Kleinbetriebe und weben. Dazu nutzen sie zwei Webstühle, wie sie auch für den Haris-Tweed genutzt werden. Haris-Tweed muss auf Haris oder Levis hergestelltwerden. Für den Haris-Tweed nutzt man zudem nur Köper-, Leinen- und Fischgratmuster. Die Skye Weavers sind freier in den Mustern, Farben und Designs und nutzen beispielsweise auch Merino-Wolle. All ihre Gewebe sind aus Wolle hergstellt. Den grössten Teil verkaufen Sie von Frühling bis Herbst in ihrem eigenen Laden, einen kleineren Teil auch Online. Den Winter durch haben Sie geschlossen und produzieren dann ausschliesslich. Sie beschaffen auch die Wolle teilweise selber von lokalen Schafhaltern und lassen diese dann waschen und weiterverarbeiten. Eine Herausforderung sind die Mindestmengen, damit sich das lohnt und so haben sie letztes mal 2 Tonnen Schafwolle verarbeiten lassen. Nun bauen sie ein eigenes Lager um die grosse Menge an geschorener Schafwolle zwischenlagern zu können.
Die Skyweavers weben mit 4 bis 8 Schäften, wobei bei diesen Maschinen max. 16 Wiederholungen möglich sind und wenn nötig mittels Lochstreifen programmiert werden können. Der Shop und die einzelnen Webstühle sind in einzelnen Häusern untergebracht. Nebenan ist das Wohnhaus von Andrea und Roger. Ich durfte gleich an einen Webstuhl sitzen und mit den Füssen weben. Da kommt man schon einiges schneller voran als von Hand. Zudem haben die Webstühle einen „Greifer“, der das Schiffchen ersetzt. Anschliessend durfte ich mich Andrea ausgiebig austauschen und sie zeigte mir, wie sie mit teilweise selber gebauten oder veränderten Geräte den Schärbaum (Zettel) und dann den Kettbaum vorbereiten. Letzterer wird dann mittels eines kleinen Wagens zum Webstuhl gebracht. Ihr Kettbaum hat rund 250 m lange Fäden.
Handweben mit Seide
Nachdem mein Mann und ich die Westspitze der Insel mit dem Leuchturm besucht haben führte und unser Rückweg noch zu Jane Mahon. Sie betreibt das helle Webatelier Skye Silks und verarbeitet ausschliesslich Seide, die sie auch selber auf verschiedene Varianten färbt. Hochqualitative Schals, Tücher und Schmuck stellt sie auf einem grossen Handwebstuhl mit 8 Schäften her. Auch sie gibt hin und wieder wöchige Webkurse und auch hier plauderten wir und tauschten aus.
Ein schönes Ferienerlebnis, neben den Ausflügen mich auch noch mit zwei Weberinnen treffen zu können. Und wenn auch vieles gleich ist, ist es doch spannend, was anderswo anders gehandhabt oder auch gemacht wird.